Foto: Monika Auer • Raum.Coach, 2019
Der Donon ist mit einer Höhe von 1009m einer der höchsten Berge in den Nordvogesen. Er sitzt als mächtiger Buntsandsteinblock auf dem typischen Grundgestein aus Granit, das in den Nordvogesen vielerorts freiliegt. Eine weitere Auffälligkeit ist sein ausgeprägter Gipfel.
Kein Wunder also, dass sowohl Kelten als auch Römer vom Donon in den Bann gezogen wurden.
Seit der Jungsteinzeit im 3. Jahrtausend vor Christus wird der Berg mit seinem eigentümlichen Charme als Kultstätte genutzt.
Mit der Christianisierung des Landes verlor der Donon dann allerdings seine kultische Bedeutung. Irische Mönche taten ihr Bestes und trugen die seit dem Germaneneinfall verfallenen Spuren des Heidenkults ab.
Im Nord-Westen des Donon macht sich an dessen Fuß auch die Saar auf ihren 235 Kilometer langen Weg zur Mosel. In zwei Quellen, der roten und der weißen Saar, nur weniger als einen Kilometer Luftlinie voneinander entfernt, entspringt sie dem Sandstein der Vogesen.
Der Name Saar ist übrigens schon vorkeltischen Ursprungs und enthält die indogermanische Wurzel ser bzw. sar mit der Bedeutung fließen, strömen … also „fließendes Gewässer“. 🙂
Der Aufstieg
Schon der Weg hinauf auf diesen magischen Berg in den Vogesen hat einiges zu bieten. Freundliche Bäume, alte Sandsteinstufen, jede Menge Steinmänner am Wegesrand und den „Rocher a Bassin“ mit seinen wassergefüllten Becken. Auch der erste Weltkrieg hat im Gebiet des großen und kleinen Donon seine Spuren hinterlassen, wie hier z.B. einer der kleinen Bunker versteckt am Wegesrand.
Foto: Monika Auer • Raum.Coach, 2019
Keltischer Ringwall
Wenn du, wie ich von Süd-Osten kommst, passiert du beim Eintreten in den Heiligen Bereich auch gleich den keltischen Ringwall. Wie auch am Heiligenberg in Heidelberg ist dieser noch gut durch sein steileres Gefälle am Hang zu erkennen.
8 Götter-Stelen
Gleich im Nordosten des Geländes befinden sich Kopien von 8 Stelen, die auf dem Gelände unterhalb des Gipfelplateaus gefunden wurden. Die Originale befinden sich im Museum von Epinal.
Die Stelen sollen vor allem Merkur darstellen, dem dieser Berg gewidmet wurde. Der gallorömische Merkur entspricht in dieser Region auch der keltischen Gottheit des Teutates. Beschützer des Volks und der Gemeinschaft und Bewahrer von Reichtum. Er ist der wichtigste Gott der Region. Mit Merkur wird auch Vosegus assoziiert, der Berggott, der den Vogesen seinen Namen gab. Vosegus wird auf den Stelen als eine Art lokaler Herkules dargestellt, als Gott des Waldes, begleitet von einem Hirsch. Auch Jupiter, der Gott von Blitz und Himmel soll auf den Stelen zu finden sein, dargestellt als eine Art „Gott-Cavallier“. (Ich muss gestehen, dass ich ihn nicht herausdeuten konnte).
Eingang in den heiligen Bereich des Donon
Direkt neben den Stelen liegen die Überreste eines gallorömischen (4./5. Jh. n. Chr.) Gebäudes, das vermutlich als eine Art Eingangs- oder Empfangsgebäude ins heilige Gelände diente. Es wurde aus großen Sandsteinblöcken errichtet, die mit Zapfen verbunden waren. Wenn ich die Infotafel richtig übersetzt habe, waren die Wände dann noch mit einem Holzrahmen und Fliesen versehen.
Im 16. Jahrhundert hielt man die Mauerreste wohl für die Ruine einer Burg, was dazu führte, dass diese zu einem großen Teil bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts hinein erhalten blieben.
Heute ist leider nur noch die untere Reihe der Sandsteinblöcke zu sehen.
Foto: Monika Auer • Raum.Coach, 2019
Zisterne und Rundtempel
Vom Eingangsgebäude kannst du noch einen kurzen Abstecher machen: zu der Zisterne und dem Platz, auf dem einst ein rundes Heiligtum aus Holz gestanden haben soll, bevor du dann den direkten Weg entlang eines hübschen Birkenwäldchens hinauf zum Gipfelplateau steigst.
Der Legende nach glaubte man früher, es handle sich bei der Zisterne um den Eingang zur Hölle. Dies war möglicherweise der Grund, warum am Donon nicht wie an anderen Kraftorten die vorchristlichen und somit heidnischen Kultplätze durch Kreuze, Kapellen oder Kirchen überbaut wurden.
Foto: Monika Auer • Raum.Coach, 2019
Es lohnt sich übrigens, auch immer mal einen Blick auf die einladenden Bäume und die Felsblöcke am Wegesrand zu werfen.
Das Gipfelheiligtum des Donon
Kurz vor dem Gipfelplateau liegen linker Hand die Reste eines weiteren gallorömischen Heiligtums. Es wird vermutet, dass es sich hier um das Hauptheiligtum des Donon handelt.
Felsplateau
Von hier ist es nur noch ein kurzes Stück. Du kannst gerade aus laufen, oder direkt am Gipfelplateau nach rechts einen kurzen Felsenpfad vorbei an einer kleinen begrünten Höhle und unter dem Überhang des Panoramafelsen hindurch nach oben. Bei dieser zweiten Variante passierst du an den letzten Stufen dann eine weitere kleine Höhlung und siehst direkt schon den Tempel auf dem Gipfel.
Der Tempel auf dem Donon
Der antik anmutende Tempel auf dem Donon wurde im 19. Jahrhundert im neoklassizistischen Stil unter Napoleon III, vermutlich an der Stelle eines keltischen Vosegus-Tempels errichtet.
Von den beiden Endpunkten im Nord-Osten und Süd-Westen des Gipfelplateaus hast du einen herrlichen Ausblick in das ganze Gebiet rund um den Donon und weit darüber hinaus.
Der Legende nach sollen an Tagen, an denen der Donon von windgepeitschten Wolken und Regenschleiern verhangen ist, Geister und weiße Frauen auf dem Gipfelplateau ihr Unwesen treiben. Ein feuriger Wagen taucht dann aus einem Wolkenloch auf und jagt sie davon.
Ich konnte bei meiner Besteigung des Berges keine unguten Geister oder weißen Frauen ausmachen. Im Gegenteil, habe ich selten einen Wald oder einen Berg so freundlich und einladend empfunden. Vermutlich war das Wetter aber auch einfach zu schön für irgendwelche andersartigen Energien! 😉
Meditationstipps:
Plätze zum Meditieren gibt es am Donon viele. Je nachdem, welche Qualität du gerade benötigst, solltest du alles vor Ort finden. Erhabenheit und Freiheit mit viel Weitblick z.B. auf dem Gipfelplateau, jede Menge Bäume und Felsen unterschiedlicher Qualität, bis hin zu Erdverbundenheit und Ruhe in der Höhle. Lass deinem Bauchgefühl einfach freien Lauf! 🙂
Und genieße!
Der Donon ist ein viel besuchtes Ziel in den Vogesen. Wenn du deine Ruhe haben möchtest, steigst du am besten mit den ersten Sonnenstrahlen im Morgen hinauf. Ich habe mich an einem Karfreitag im April früh morgens an den 30-minütigen Aufstieg gemacht und hatte bis 8:30 Uhr den Berg ganz für mich alleine. Ab 10 Uhr war es dann allerdings mit der Ruhe vorbei und bis Mittag nahmen mehr und mehr Familien mit Kindern den Berg zum Picknicken und Herumtollen in Besitz. 😉
Weitere Infos:
- Broschüre „Donon – Mysterium und Zauber“ (pdf), Tourisme Alsace: https://apps.tourisme-alsace.info/photos/bruche/photos/215001267_d10.pdf
- Vosegus, Wiki: https://de.wikipedia.org/wiki/Vosegus
- gallorömische Kultur, Wiki: https://de.wikipedia.org/wiki/Gallorömische_Kultur